Vortrag und Gespräch

„Früher waren das wir selber“ – über Fluch und Segen territorialer Neugliederungen

Gebietsreformen sind die grauen Eminenzen unseres Raumgefühls. Obwohl sie entscheidend eingreifen, bleiben sie doch merkwürdig ungreifbar. Es entstehen oder verschwinden keine Grenzposten und Befestigungsanlagen, niemand wird umgesiedelt, alte Rathäuser werden nicht abgerissen und nur selten neue gebaut. Und doch sind wir womöglich von einem Tag auf den anderen nicht mehr Herr unseres gefühlten Territoriums, müssen andere über Dinge mitbestimmen lassen, die primär uns betreffen und schreiben Absender auf unsere Briefe, die vermuten lassen, wir wären umgezogen. Während die Zeitzeugen diesen Wandel noch halbwegs bewusst erleben, wird er für nachfolgende Generationen zu einem Schatten, den sie häufig nur noch anhand bizarr anmutender Raumgrenzen, übersteigerter Stadtteilidentitäten oder rätselhafter Unvollkommenheiten des öffentlichen Nahverkehrs wahrnehmen.

Auch wenn es gerade kein echtes Jubiläum zu feiern gilt, möchten wir zu einer kleinen Feierstunde des Gemeindegebietsreformismus einladen und uns dabei Fragen widmen, die mehr sind als bloße Erinnerungskultur: Welchen Rationalitäten folgten und folgen Gebietsreformen unter so unterschiedlichen Vorzeichen wie Wachstum, Stabilisierung und Schrumpfung? Gibt es Eroberungsfeldzüge? Wenn ja, mit welchen Mitteln wird gekämpft? Wer achtet eigentlich auf die Einhaltung eines Eingemeindungsvertrags, wenn der eine Vertragspartner nach Unterzeichnung aufhört, zu existieren? Welche Chancen bietet die Beweglichkeit von Grenzen für schrumpfende Städte, lokale Ökonomien, direkte Demokratie? Geht es immer nur größer oder ist auch eine andere Logik denkbar?

Wir freuen uns auf einen unterhaltsamen Abend mit Gespräch, Speis und Trank und kurzen Vorträgen von Experten und kenntnisreichen Laien aus Nordrhein-Westfalen und den Niederlanden über den Sinn von territorialen Neugliederungen und ihren Einfluss auf unser Leben in den kleinen Orten großer Städte.

Ort: Situation Room, Weseler Straße 144, 47169 Duisburg (Marxloh)
Termin: Freitag, 18. November 2011
Beginn: 18:00 Uhr. Ausklang bei Bier, Wein, Tee und Gebäck gegen 21:00 Uhr

Für Verpflegung ist gesorgt. Die Veranstaltung ist kostenlos, Spenden sind willkommen.

„Früher waren das wir selber …“

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