Vortrag

Wilde Siedlung Heckpfad

„Bei Habitat denke ich als erstes an den Biologieunterricht. Dort bezeichnet der Begriff den Lebensraum einer Spezies. Das Habitat steht mit seinen Bewohnern in einem quasi symbiotischen Verhältnis, zumindest bezeichnet es einen Lebensraum, der für die Spezies, um die es geht, nicht austauschbar ist. Auf der Suche nach menschlichen Habitaten sind mir deshalb spontan jene Gebilde innerhalb unserer Städte und Ballungsräume eingefallen, die von ihren Bewohnern und anderen Nutzern weder als „Immobilien“ noch als „gute Adressen“ betrachtet werden, sondern als Lebens- und Arbeitsräume, in denen sie sich entfalten können. Es handelt sich dabei also um Lebensräume, die als „Produkte“ im Marktsinne nicht existieren. Obwohl sie gewissen Gesetzmäßigkeiten folgen, bilden sich diese doch eher wie Naturgesetze heraus, als dass sie juristisch einklagbar wären. Der Begriff Planung ist in vielen dieser Gebiete ohne Bedeutung, zumindest, wenn man darunter die vorausschauende Projektion einer dem Individuum übergeordneten Instanz versteht (dass die Wirklichkeit sich dennoch permanent verändert ist das Ergebnis einer Akkumulation vieler individueller und „spontaner“ Planungen). Das Habitat ist diejenige Lesart von Stadt, die wohl am substanziellsten der Lesart des Immobilienmarktes entgegengesetzt ist. Letzterer sieht die Stadt als eine Ansammlung von Objekten und Gegenden, die sich in Werten ausdrücken lassen. Das Habitat meint nicht Werte, sondern Qualitäten, also Eigenarten, und zwar stets in Bezug auf seine Bewohner oder Benutzer und deren Bedürfnisse“ (aus demVortragsmanuskript)

Vortrag im Rahmen des Symposiums Constructing Habitat

Ort und Zeit: 12.12.2014, Bergische Universität Wuppertal, Fachbereich Architektur

www.german-architects.com/de/veranstaltungen/symposium-constructing-habitat

Wilde Siedlung Heckpfad - vgi7qu2I1gkYtegL