Führung

Von der Bürstenwerkstatt zur Wohnungbaugesellschaft

Die Stegerwaldsiedlung zwischen Deutz und Mülheim hat eine abenteuerliche Entstehungsgeschichte

In einer Baracke neben dem Gelände eines ehemaligen Stahlwerks errichtete der Unternehmer Karl Erbertz nach dem Krieg seine Blinden- und Versehrtenanstalt BLIVERS. Als der katholische Prälat Alois Stegerwald die Initiative für den kirchlichen Siedlungsbau in Köln ergriff, machte ihn Erbertz auf das riesige Brachgrundstück des ehemaligen Stahlwerks hinter seiner Werkstatt aufmerksam. Erbertz machte aus seiner Besen – und Bürstenwerkstatt kurzerhand ein Bimssteinwerk und dann ein Bauunternehmen, das für die neu gegründete, kirchliche Siedlungsbaugesellschaft DEWOG –  mit Erbertz als erstem Direktor – die erste und bis heute eine der größten Siedlungen des Kölner Wiederaufbaus errichtete. Der geplante Kirchenneubau im Mittelpunkt der Siedlung musste jedoch warten, bis in den 60er Jahren, für die ausladenen Auffahrtsschleifen der Stadtautobahn, die gerade erst wiederaufgebaute Kirche St. Urban am Rande der Siedlung „endlich“ abgerissen werden konnte. Der Siedlung sieht man all das nicht an: Trotz ihrer jüngsten Sanierung und Nachverdichtung im Rahmen von Smart City mit einer Mietensteigerung von bis zu 40 Prozent, entfaltet sie nach wie vor reichlich 50er Jahre Charme. Lediglich die Lage mitten im (mittlerweile brachliegenden) Industriegebiet macht stutzig.

Die Führung fand am 13. November 2021, im Rahmen eines Seminars zur Nachkriegsmodern für Studierende des Fachbereichs Architektur der RWTH Aachen, statt.