Sehr geehrte Mitglieder des Kölner Rats, insbesondere des Bauausschusses,
morgen werden Sie im Bauausschuss mit dem Stadtdirektor und dem Gutachterbüro Grün über die neuesten Erkenntnisse zum Baudebakel auf dem Kalkberg sprechen. Aktuell geht es dabei um die Entscheidung, ob die als Lärmschutz und Aussichtsebene fungierende oberste Aufschüttung des Kalkbergs entfernt werden soll. Hierbei bitten wir Sie, folgende Dinge zu bedenken:
- Die Haldenkuppe ist in allen Planungen und Genehmigungsverfahren zur Hubschrauberstation als Lärmschutz für Buchforst enthalten gewesen, so dass die Genehmigung höchstwahrscheinlich entfallen würde, wenn die Kuppe abgetragen wird. Die Buchforster werden alle rechtlichen Möglichkeiten ausschöpfen, den Abtrag der Kuppe zu verhindern bzw. die Genehmigung der Betriebsstation zu kippen, falls die Kuppe abgetragen werden sollte.
- Man wird versuchen, Ihnen den Abtrag der Kuppe als ohnehin notwendige Maßnahme zu verkaufen, die unabhängig von der Entscheidung über Sanierung oder Neubau der Hubschrauberstation an anderer Stelle nötig sei, um die Halde insgesamt zu stabilisieren. Das ist, wie bei fast allen Informationen zum Kalkberg, die Ihnen von der Verwaltung im Laufe der Jahre zuteil wurden, nur die halbe Wahrheit. Wenn Sie den zweiten Zwischenbericht des Büros Grün lesen, werden Sie feststellen, dass nicht primär das Gewicht der Kuppenaufschüttung die Gesamtstabilität der Halde gefährdet, sondern die an vielen Stellen zu steilen Böschungswinkel der gesamten Halde. Kurz gesagt: Einer Halde sind ein paar Centimeter Bewegung relativ egal, einem Gebäude nicht.
- Dessen unbenommen würde ein Abtragen der Kuppe wohl tatsächlich dazu beitragen, die Problematik der Gesamtstabilität der Halde zu entschärfen, aber wenn das tatsächlich das Hauptanliegen der Handelnden wäre, dann würden sie mit der Abflachung der Böschungswinkel beginnen und nicht mit dem Abtragen der Kuppe.
- Ginge es in erster Linie um die Stabilisierung der Halde, dann wäre auch nicht solche Eile geboten. Dem Gutachten können Sie entnehmen, dass die Halde insgesamt nicht so akkut abrutschgefährdet ist, dass Gefahr für die umliegende Bevölkerung oder Gebäude besteht. Im Wesentlichen betrifft der Stabilisierungsbedarf lediglich die Verkehrssicherung.
- Wenn die Haldensicherung zu einem späteren Zeitpunkt unter Verzicht auf die Hubschrauberstation durchgeführt wird, kann sie wesentlich günstiger ausgeführt werden, denn dann lässt sich das Gros der jetzt sehr punktuell und steil aufgeschütteten Kuppe auf dem gesamten oberen Haldenbereich durch verschieben verteilen. Dadurch sinkt die punktuelle Belastung der unteren Schichten erheblich und auch die Böschungswinkel werden unproblematisch, ohne dass das Material in 2500 (!!) LKW-Ladungen zunächst vom Berg herunter gefahren, dann mit den entsprechenden Schutzmaßnahmen (Deponiegut!) zwischengelagert und anschließend neu verbaut (und angesichts der enormen Massen teilweise wohl auch teuer anderweitig entsorgt) werden muss. Im Übrigen ist nicht gesagt, dass der Raum unter der Stadtautobahn diese Erdmassen fassen kann, ohne die Standsicherheit der Autobahn zu gefährden. Das Chlorid würde außerdem womöglich die Brückenpfeiler angreifen.
- Die tatsächliche Absicht, die hinter dem Plan, die Kuppe so kurzfristig abzutragen steckt, ist, die Sanierung der Hubschrauberstation so weit vorzubereiten (und dabei abermals Millionen zu investieren), dass man scheinbar einen „Point of no return“ erreicht.
- Nach Einschätzung des Geologen Tim Scheuch, der sich seit langem mit dem Kalkberg beschäftigt und die Baustelle minutiös beobachtet hat, gehen die Haldenbewegungen auf folgende Ursache zurück: Bei der Sanierung des Kalkbergs in den 90er Jahren wurde der Berg mit einer wasserführenden Deckschicht versehen. In der Folge entwässerten die Rückstände im Inneren des Berges über Jahre und verfestigten sich. Durch das flächendeckende Anschneiden des Deponiekörpers während der Bauarbeiten für die Hubschrauberstation drang wieder Wasser zu diesen Schichten vor, die daraufhin wieder plastisch wurden. Mit dem Abtragen der Haldenkuppe wird der Berg deshalb noch lange nicht zur Ruhe kommen, sondern sich noch über Jahre im Centimeterbereich bewegen.
- Das Haldenmaterial und auch das Material der Kuppe bestehen zu 95% aus stark chloridhaltigem Deponiegut. Dieses greift Stahl und Stahlbeton an und führt über kurz oder lang zu massiven Bauschäden. Nach unseren Beobachtungen vor Ort sind die L-Steine, die die Zufahrtsstraße hangabwärts stützen, ohne Schutzmaßnahmen ausgeführt worden. Fragen Sie nach dieser Problematik. Verlangen Sie Belege für die nötigen Schutzmaßnahmen an allen Bauteilen, die mit dem Erdreich in Kontakt sind. Lassen Sie sich nicht abspeisen mit pauschalen Erklärungen von Leuten, die Ihnen den Kalkberg vor Kurzem noch als „bestuntersuchte Halde Kölns“ verkauft haben. Hier lauert womöglich die nächste Falle, die in 5 Jahren zum nächsten „Point of no return“ führt.
- Tatsächlich dringend ist nicht der Rückbau der Kuppe, sondern die Vorlage von Alternativen zum Standort Kalkberg, damit man, wenn die Sanierungskosten auf dem Tisch liegen und die Erfolgschancen abschließend und realistisch eingeschätzt wurden, in der Lage ist, eine echte Entscheidung zu fällen und sich nicht einfach nur in das angeblich unvermeidliche fügen muss! Beauftragen Sie den Stadtdirektor und die Feuerwehr nicht nur mit der Prüfung von Alternativen, sondern verlangen Sie, dass Ihnen (mindestens) eine Alternative vorgelegt wird. Eine Hubschrauberstation kann man im Prinzip auf jedem Parkplatz errichten. Die Rede von der angeblichen Alternativlosigkeit des Kalkbergs ist ein Hohn. Alternativlosigkeit ist fast immer ein Scheinargument oder Ausdruck von Denkfaulheit. Mag sein, dass es in Extremsituationen Alternativlosigkeit gibt. Für eine im Prinzip so einfache Aufgabe wie den Bau einer Hubschrauberstation ist sie völlig unakzeptabel.
- Beteiligen Sie an dieser Suche nach Alternativen einen externen Experten!
- Verlangen Sie die Herausgabe sämtlicher Prüfungsunterlagen zu den angeblich bisher geprüften Standorten. Sie werden feststellen, dass diese, mit Ausnahme weniger Fälle, sehr mager ausfallen.