Kalkberg

Offener Brief an den Baudezernenten der Stadt Köln

Sehr geehrter Herr Streitberger,

mit Schrecken las ich dieser Tage im Stadtanzeiger, wie weit die Pläne für eine Rettungshubschrauberstation auf dem Kalkberg bereits gediehen sind. Zu meiner Überraschung war in dem Artikel ausschließlich von Lärm- und rettungstechnischen Aspekten die Rede – die landschaftlichen Qualitäten des Kalkbergs als perfekt gelegener Panoramahügel inmitten einer extrem verdichteten Stadtlandschaft wurden mit keinem Wort erwähnt. Genau diese werden aber wichtig, wenn es gilt, den Kalkberg als Standort für eine Hubschrauberstation gegenüber anderen, ebenfalls zentral und verkehrstechnisch günstig gelegenen Alternativen abzuwägen. Denn wenn man den Kalkberg nicht als den schnöden „Schutthügel“ betrachtet, als der er in dem Artikel bezeichnet wird, sondern als eben jenen fantastischen, seinem Besucher mit wenigen Schritten zu einem vollständigen Perspektivwechsel verhelfenden, erstaunlichen Park, der er de facto bereits ist und in Zukunft noch viel stärker werden könnte, wird man so manchen innerstädtischen Freiraum finden, der die technischen Anforderungen an eine Hubschrauberstation ebensogut erfüllt und dabei als Freiraum wesentlich weniger Qualitäten auszuspielen hat. Es mag sein, daß viele dieser anderen Standorte mehr Widerstand hervorrufen würden als der am Rande des wenig privilegierten Stadtteils Buchforst gelegene Kalkberg, dessen Bewohner größtenteils andere Sorgen haben, als für die landschaftlichen Qualitäten ihrer Umgebung zu streiten. Umso mehr sehe ich Sie als Vertreter gesamtstädtischer Interessen hier in der Pflicht!

Sie haben im vergangenen Herbst den Workshop „Rechtsrheinische Perspektiven“ veranstaltet, in dem 5 Teams aus Architekten und Landschaftsplanern das rechtsrheinische Köln zwischen Mülheim, Poll und Vingst nach landschaftlichen und städtebaulichen Potentialen untersuchten. Die Workshopteilnehmer kamen einhellig zu dem Ergebnis, daß der Kalkberg nicht nur in Höhenmetern, sondern auch als Erlebnisort für diese konfliktreiche Stadtlandschaft einen unverzichtbaren Höhepunkt, ja sogar einen Schlüßelmoment zum Verständnis des rechtsrheinischen Köln überhaupt darstellt und daß er als Hubschrauberstation viel zu schade sei.

Daß die Feuerwehr und die Rettungsdienste diese Qualitäten nicht weiter berücksichtigen und lediglich nach dem verkehrstechnisch günstigsten Standort für die Station suchen, wundert nicht weiter und ist auch mehr als legitim. Es wäre aber meiner Meinung nach Aufgabe Ihres Amtes, hier Einspruch zu erheben und die anderen Aspekte des Kalkbergs zur Sprache und in die öffentliche Diskussion zu bringen.

Wenn das eindeutige Votum des Workshops „rechtrheinische Perspektiven“ für den Kalkberg als Freizeit- und Erlebnisort nicht ausreicht, um an dieser Stelle Einspruch zu erheben, frage ich mich, wofür der Workshop gut gewesen sein soll. Wenn dieser Workshop mehr als nur buntes Papier produziert haben und seine Ergebnisse, so wie Sie es seinerzeit angekündigt hatten, sich auch in der Planung für das rechtsrheinische Köln niederschlagen sollen, ist die Diskussion um den Kalkberg als Standort für eine Hubschrauberstation die erste dringende Gelegenheit, auf die Workshopergebnisse zu verweisen und der Stadtplanung als unerlässlicher Beteiligter bei der Findung des besten Standortes für die Hubschrauberstation Gehör zu verschaffen.

Mit herzlichem Gruß,

Boris Sieverts
Büro für Städtereisen