im September dieses Jahres wurde bekannt, dass eine Tiefenbohrung im Kalkberg u.a. „erhöhte Gehalte an Kohlenwasserstoffen, PAK (polyaromatische Kohlenwasserstoffe) und Schwermetallen (insbesondere Blei und Arsen)“ in der bis zu 20m mächtigen Kalkschicht unter der Hubschrauberstation zum Vorschein gebracht hat. Beunruhigend war darüber hinaus die Entdeckung einer 120 cm starken „ölkontaminierten Schicht“ in 36 bis 37 Meter Tiefe und somit zeitweise in Kontakt mit dem Grundwasser. Die Rundschau berichtete:
Die BI Kalkberg erinnerte in diesem Zusammenhang daran, dass es sich bei der zugrunde liegenden Bohrung um eine, auf öffentlichen Druck nachgeholte, Tiefenbohrung aus der statischen Untersuchung vom April handelte, die die Feuerwehr dem Umweltamt seinerzeit vorenthalten hatte – unter Umständen, die sich, so die diplomatische Formulierung des Umweltamts „nicht mehr rekonstruieren lassen“. Die BI Kalkberg erinnerte auch daran, dass eine zweite Bodenprobe aus der statischen Untersuchung, von der, aus ähnlichen Tiefen, „ein übler Geruch“ aufgestiegen war, dem Umweltamt seinerzeit ebenfalls vorenthalten worden war und dass diese Bohrung nicht nachgeholt wurde. Wir glauben nicht und geben uns nicht damit zufrieden, dass eine offensichtlich hochgradig belastete Deponie, deren unterste, bis in das Grundwasser hineinreichende Schichten unbekannt sind, mit einer einzigen Tiefenbohrung ausreichend untersucht sein soll. Dies auch deshalb, weil man im Grundwasser immer nur das finden kann, wonach man sucht. Angesichts der Vielzahl an möglichen Eintragsstoffen sowie deren Zerfalls- und Reaktionsstoffen ist eine solche Eingrenzung des Analysespektrums durch eine gründliche Bodenanalyse unabdingbar und üblich. Zwar ist es grundsätzlich in geringem Umfang auch möglich, vom Grundwasser Schlüsse auf das Kontaminat zu ziehen, also den umgekehrten Weg zu beschreiten, eine einzige Tiefenbohrung auf einer Altlast von sieben Hektar Grundfläche ist allerdings mehr als unüblich und die beinahe ausschließliche Beschränkung der Stadt Köln auf diese Methode höchst fragwürdig.
Dass die Stelle einer ebenfalls als belastet bekannten zweiten Probe aus der statischen Bodenuntersuchung (siehe oben) bei der Neubeprobung durch das Umweltamt erst gar keine Berücksichtigung fand, ist nicht nur fragwürdig, sondern eindeutig skandalös, insbesondere, da hier ein „übler Geruch“ festgestellt worden war, was auf eine möglich Gasentwicklung im Untergrund schließen lässt. Ein solcher Befund würde für die Sanierungskonzeption der Halde weitgehende Konsequenzen haben.
Auch die Einschätzung der 120cm dicken Altölschicht durch das Umweltamt als „lokal begrenzt“, ist bei dieser Vorgehensweise nicht nachvollziehbar.
Das Umweltamt schreibt des Weiteren, mit Bezug auf den Altölfund, in dem sowohl Kohlenwasserstoffe als auch PAK nachgewiesen wurden, dass die Grundwasseranalysen im Abstrom des Kalkbergs hinsichtlich dieser Stoffe „weitgehend unauffällig“ seien. Angesichts der derzeit sehr niedrigen Grundwasserstände ist das nicht weiter verwunderlich. Dass die Grundwassersituation am Kalkberg sich auch nach Jahren noch signifikant verschlechtern kann, zeigen die Cyanidbefunde, die erstmalig 2011 auftraten, als das Grundwassermonitoring am Kalkberg schon jahrelang lief.
Den aktuellen Bericht zur Umweltsituation am Kalkberg finden Sie hier:
www.stadt-koeln.de/politik-und-verwaltung/feuerwehr/hubschrauber/altlast-kalkberg#
Soweit unsere Feststellungen und Fragen zur aktuell bekannten Umweltsituation am Kalkberg. Die nachgeholte Tiefenbohrung leistet ihren Beitrag zur Aufklärung einer Situation, die noch lange nicht ausreichend erforscht ist. Dass angesichts der vielen Unbekannten ein Weiterbau der Hubschrauberstation nicht nur aus statischen- und Standortgründen unsinnig wäre, sondern auch umwelttechnisch eine Eingrenzung zukünftiger Handlungsspielräume darstellen würde, liegt auf der Hand.
Zuletzt haben wir noch eine weitere, brennende Frage:
Seit 1989 gibt es in NRW für die Aufarbeitung und Sanierung von mit Altlasten belasteten Flächen den Zusammenschluss von Land, Wirtschaft und Kommunen im AAV – Verband für Flächenrecycling und Altlastensanierung: www.aav-nrw.de
Land, Kommunen und Wirtschaft arbeiten bei der Finanzierung und in den Gremien des Verbandes seit über 20 Jahren partnerschaftlich zusammen. Wirtschaft und Kommunen nutzen außerdem das Know-how des AAV und lassen sich in schwierigen Fragen von ihm beraten. Die Finanzierung von Projekten erfolgt zu 80 Prozent vom AAV und zu 20 Prozent von den Kommunen bzw. Städten. Dabei legt der AAV selbstverständlich Wert auf die Einhaltung der von ihm empfohlenen Maßnahmen. Der Kalkberg wäre ein klassischer Fall für den AAV. Warum wurde der AAV nicht an der Sanierung des Kalkbergs beteiligt?