Unter den Überschriften: „Feuerwehr zeigt Luxus-Rettungshubschrauberstation auf dem Kalkberg“, „Kölner Feuerwehr will weiter am Kalkberg bauen“, „Express prüft Kölns Skandalberg – kippt der Rat ihn heute?“ berichtet die Lokalpresse heute nochmals über die Hubschrauberstation auf dem Kalkberg. Was war geschehen? Nach der Präsentation des 3. Zwischenberichts auf der Pressekonferenz vor dem Gesundheitsausschuss letzte Woche Montag schien alles derzeit Bekannte gesagt und was da gesagt worden war, war verheerend. Gespannt durfte man deshalb sein, was der nochmalige Pressetermin mit Ortsbegehung (unter ausdrücklichem Ausschluss von Vertretern der BI) kurz vor der heutigen Ratssitzung an Neuem bringen würde. Er brachte natürlich: Nichts, oder fast nichts und das Wenige widersprach auch noch in wesentlichen Punkten den zuvor getroffenenen oder bewusst nicht angesprochenen Aussagen des 3. Zwischenberichts. So diente der Termin dann auch hauptsächlich der Beeindruckung der Journalisten mit dem fast fertigen Gebäude. Dass dieser Eindruck ob seiner Opulenz auch ein durchaus zweifelhafter sein könnte, daran hatten die Herren Kahlen und Feyrer vielleicht nicht gedacht oder sie nahmen das Risiko angesichts der für sie bedrohlichen Situation in Kauf. Wer die Nachrichten der letzten Wochen verfolgt hat und die heutige Tagespresse liest (Pressespiegel siehe unten), dem drängt sich der Vergleich mit einem Autohändler auf, der einen Luxuswagen, dessen Motor, Fahrgestell und Getriebe kaputt sind, mit den Worten anpreist: „Sehen Sie sich den schönen Wagen an, es wäre doch zu schade drum!“. Im Versicherungswesen nennt man so etwas aber einen wirtschaftlichen Totalschaden und da nützen auch heizbare Sitze und ein (fast) tadelloser Lack nichts.
Dass die Gutachter sich nicht dafür zu schade sind, den Herrschaften zu sekundieren, solange sie ihre Aussagen nicht schriftlich in einem Bericht und damit juristisch belastbar treffen müssen, wundert uns nicht mehr. Wer Zeuge wurde, wie der Stadtdirektor in der letzten Sitzung des Gesundheitsausschusses dem Gutachter für alle hörbar zuflüsterte „Jetzt sagen Sie doch mal, dass…“, der weiß, wie hier gespielt wird. Ob man z.B. bei den Aussagen zu den zukünftig noch zu erwartenden Setzungen dem 3. Zwischenbericht, der hier von mehreren Millimetern im Jahr spricht oder einer spontan einberufenen Ortsbegehung, wo es auf einmal nur noch ein Millimeter im Jahr sein soll, Glauben schenken will, sei jedem selbst überlassen. Dass auch die grundsätzliche Einschätzung einer späteren Betreibbarkeit der Hubschrauberstation, über die sich der 3. Zwischenbericht aufgrund der verheerenden neuen Erkenntnisse nicht zufällig ausschweigt, bei der Ortsbegehung auf einmal kein Problem mehr darstellen soll, lässt die Gutachter ebenfalls in keinem guten Lichte dastehen! Und eine Setzung von 15 cm mit dem Hinweis auf lediglich Haarrisse zu verharmlosen, zeugt ebenfalls nicht von Seriosität. Setzungen von 15 cm sind jedenfalls im Allgemeinen nicht weit von einem Totalschaden entfernt und dieser drohende Totalschaden war ja im Dezember auch das Hauptargument für den Abtrag der Haldenkuppe. Abgesehen von der verheerenden Situation der Halde kann also auch die Situation am Hangar selber so harmlos nicht sein!
Nun zur Haldensanierung: Egal, ob wir noch zu erwartende Setzungen des Hangars von einem oder mehreren Milimetern pro Jahr annehmen: Wenn der Gutachter sagt, dass dieses Ziel erreichbar sei, wenn man den ganzen Berg ringsum mit Spundwänden einfasst (in der Fachsprache nennt man das auch „eintopfen“), dann zeigt das, wie verlogen die Rede von den sogenannten Sowiesokosten für die Haldensanierung ist, die so oder so zwischen 5 und 10 Millionen Euro liegen würden. Ja, einen Berg, der noch dazu aus sehr salzhaltigem, also hochkorrosivem Material besteht, komplett in Spundwände einzufassen, kostet natürlich locker 5 bis 10 Mio. Euro, eher noch mehr. Dass dies nötig ist, wenn ich erreichen will, dass ein statisch so aus dem Gleichgewicht gebrachtes Gebilde nur noch im Milimeterbereich nachgibt, leuchtet ein. Dass ein Deponieberg, der keine Hubschrauberstation und keine Zufahrtsstraße für Tankfahrzeuge halten muss aber gar nicht diese geringen Setzungsmaße einhalten muss, leuchtet ebenso ein.
Dass man angesichts dieser Zahlen woanders für einen Bruchteil des Geldes nochmal „von vorne anfangen“ kann, liegt auf der Hand. Auch stellt sich hier die Frage, ob eine Hubschrauberstation wie ein Luxushotel mit Tagungszentrum ausgebaut sein muss oder ob es hier nicht auch eine Nummer kleiner geht.
Zu bedenken ist auch, dass alle Baumaßnahmen bislang die Situation immer nur verschlimmert haben. Wer garantiert, dass es diesmal nicht auch wieder so wäre? Als Maßnahme für die Sicherheit der Halde wesentlich einleuchtender wäre der Abriss der Hubschrauberstation mit ihrem beträchtlichen Gewicht, eine Wiederbepflanzung der gerodeten, schadstoffbelasteten Partien, eine einfache Abböschung akkut abrutschgefährdeter Böschungspartien und das anschließende Ruhenlassen der gesamten Anlage, so wie die letzten Jahrzehnte.
Wir bleiben deshalb dabei: Am Kalkberg gilt die Devise „lieber ein Ende mit Schrecken als ein Schrecken ohne Ende.“ Dass die Vorstellung, am Kalkberg könnten die Bagger anrücken und ihren Luftrettungspalast zerstören, die Herren Kahlen, Feyrer, Lechleuthner und Co. nachts aus dem Schlaf hochfahren lässt, kann man sich lebhaft vorstellen, aber letztlich werden sie den Tatsachen genauso ins Auge blicken müssen wie unsere politischen Vertreter, die heute darüber beraten und die ganze Stadtgesellschaft.
Zuletzt noch der jüngste Pressespiegel:
http://www.report-k.de/Koeln/Koelnaktuell/Feuerwehr-zeigt-Luxus-Rettungshubschrauberstation-auf-dem-Kalkberg-55773
http://www.ksta.de/koeln/kalk/hubschrauberstation-koelner-feuerwehr-will-weiter-am-kalkberg-bauen-23726638
http://www.express.de/koeln/heli-hangar-in-kalk-express-prueft-koelns-skandal-berg—kippt-der-rat-ihn-heute–23727226