Sehr geehrte Mitglieder des Rates der Stadt Köln und seiner Ausschüsse, sehr geehrte Frau Oberbürgermeisterin, sehr geehrte Mitglieder der Bezirksvertretung Kalk,
letzte Woche Donnerstag hat der Wirtschaftsausschuss des Rates in einem erst am Tag der Sitzung eingereichten Dringlichkeitsantrag eines der Schlüsselobjekte für die gemeinwohlorientierte Entwicklung der Hallen Kalk kurzerhand zu einem Objekt der Wirtschaftsförderung umgewidmet. Das sogenannte „Kreativhaus“ soll in der Dillenburgerstr. 65 einziehen und Startups Platz bieten (insbesondere in Form von Coworking Arbeitsplätzen). Es handelt sich dabei um jenes Gebäude, das im Zentrum der Planungen des kulturhof kalk e.V. für eine gemeinwohlorientierte Bespielung des zentralen Areals der Hallen Kalk steht. Als solches ist es auch seit Monaten Gegenstand von Verhandlungen, die der Verein mit der Stadt führt – dies nicht zuletzt auf ausdrücklichen Wunsch des Stadtentwicklungsausschusses, der im Juni einstimmig beschloss, dass die lokalen Akteure (deren Sprecherinitiative der kulturhof kalk e.V. ist) auf dem Areal zeitnah zum Zuge kommen sollen. Dass diese Verhandlungen von Seiten der Stadtverwaltung auf z.T. abenteuerliche Weise verzögert wurden, war ärgerlich genug. Der Anschein, dass es bei gewissen Akteuren zudem einen Parallelplan gibt, der politische Beschlüsse zur gemeinwohlorientierten Entwicklung des Areals hintertreibt, kommt nun erschwerend hinzu.
Wir fragen:
- Wie passt es zusammen, dass auf dem Areal der Hallen Kalk für eine Maßnahme der Wirtschaftsförderung blitzschnell Fakten geschaffen werden – obwohl die lokalen, gemeinwohlorientierten Akteure seit Jahren mit dem Argument hingehalten werden, dass es „noch zu früh sei, irgendetwas zu entscheiden”?
- Wie passt es zusammen, dass das Haus Dillenburger Straße 65 nun offenbar völlig zusammenhanglos als Einzelobjekt vergeben werden soll, obwohl den lokalen Akteuren, die sich – organisiert und in enger inhaltlicher und organisatorischer Abstimmung miteinander – um „ihre“ Teilstücke des Areals bemühen, seit Monaten entgegen gehalten wird, dass eine Vergabe des Areals nur „in Gänze“ möglich sei?
- Wieso wird ein Antrag, der offenbar einen monatelangen Vorlauf hatte, so kurzfristig eingereicht, dass noch nicht einmal ein halber Tag Bedenkzeit (z.B. zur Rücksprache mit den lokalen Akteuren) bleibt?
- Wieso ist die Schaffung von Coworkingspaces gerade jetzt so dringlich? In dem Antrag wird als Begründung die Coronakrise genannt. Es ist jedoch allgemein bekannt, dass gerade das Modell der Coworkingspaces (aus verständlichen Gründen) durch Corona in eine tiefe Nachfragekrise gerutscht ist. Mit dem Geld für das „Kreativhaus“ sollte man also eher jene Coworkingspaces und Networking-Hubs unterstützen, die es schon gibt, als zusätzliche Konkurrenz zu schaffen.
Wir stellen fest: Ein Haus der Kreativwirtschaft ist eine Maßnahme der Wirtschaftfsörderung und keine Einrichtung des Gemeinwohls. Wir werden nicht zulassen, dass die in langen Bürgerbeteiligungsprozessen erarbeitete Konzeption einer gemeinwohlorientierten Nutzung des Areals mit so einem Überraschungscoup zunichte gemacht wird!
Wir erwarten die unverzügliche Zurücknahme des Dringlichkeitsbeschlusses und die bereits im Juni vom Stadtentwicklungsausschuss beschlossene Aufnahme bzw. Fortführung der Gespräche zwischen den Vertretern der lokalen Akteure (kulturhof kalk e.V.) und der Stadt in Vertretung des Stadtentwicklungsamtes.
Mit freundlichen Grüßen,
kulturhof kalk e.V.
c/o Erkus
Antoniastr. 5
51105 Köln
Kontakt: Victoria Blechman-Pomogajko // post@kulturhofkalk.de // 01735308601