Bild: Hangar der HBS auf dem Kalkberg, September 2019
Liebe Kölner,
um den Kalkberg ist es still geworden in den letzten Monaten: Im Juli hatte der Rat die Stadtverwaltung beauftragt, sich nach einem anderen Standort für die Hubschrauberstation umzusehen und Verhandlungen mit dem Flughafen aufzunehmen – zu offensichtlich waren die mangelhafte Eignung der Chemiedeponie als Baugrund und als Standort, zu belastet die Geburt des Projekts aus Klüngel und mutmaßlicher Korruption. Allein: Bislang ist nicht bekannt, dass sich hier etwas bewegt hätte…
In der Zwischenzeit trat eine andere Frage auf den Plan: Was anfangen mit dem zu einem Gutteil fertig gestellten Bauwerk der Hubschrauberstation?
Im Wahlprogramm der Grünen sind wir nun auf einen interessanten Vorschlag gestoßen. Dort heißt es auf Seite 18: „Wir werden den Kalkberg als Landschaftspark öffentlich zugänglich machen und untersuchen, ob dort eine Fotovoltaikanlage aufgestelt werden kann“. Sowie auf Seite 77: „Wir werden darauf hinwirken, das demnächst leer stehende Gebäude der stillgelegten Rettungshubschrauberstation auf dem Kalkberg für eine dauerhafte, dem besonderen Ort angemessene kulturelle Nutzung zu öffnen.“
Erwähnt seien hier auch die deutlichen Worte auf Seite 58ff. des Grünen Wahlprogramms: „Die geplante Hubschrauberstation auf dem Kalkberg steht seit Jahren wegen Giftmüllfunden, gezielten Falschinformationen und der Sorge vor Lärmbelästigung in der Kritik. Immerhin sind die im Sinne eines vorbeugenden Gesundheitsschutzes erforderlichen Arbeiten zur Haldenstabilisierung und -sanierung abgeschlossen. Wir haben den Kalkberg als Hubschrauberbetriebsstation verhindert. (…) Wir werden das endgültige Ende der Hubschrauberstation auf dem Kalkberg und den Beschluss für einen neuen Standort erreichen.“ (Nachzulesen: Huschrauber auf dem Kalkberg – die größten Probleme)
Der Korrektheit halber sei hier angemerkt, dass die Grünen, genau wie alle anderen Ratsparteien außer den Linken, den Freien Wählern, den Piraten und der Ratsgruppe Gut (die damals noch nicht existierten), die Hubschrauberstation auf dem Kalkberg einst mit „durchgewunken“ hatten und dass die Grünen zuletzt die Chance, den Standort gemeinsam mit SPD, Linken, der Ratgruppe Gut sowie den Freien Wählern endgültig zu „beerdigen“, nicht genutzt hatten (die Beschlüsse der letztgenannten Fraktionen zur Ablehnung der HBS auf dem Kalkberg stehen nach wie vor).
Umso mehr begrüßen wir das in dieser Sache entschlossene Wahlprogramm der Grünen und ganz besonders die Überlegungen zu einer Umnutzung der zu einem Gutteil fertig gestellten Gebäude – deren dauerhafte Standsicherheit zwar niemand garantieren kann, die aber auch nicht akkut einsturzgefährdet sind! Da uns aus der SPD ähnliche Überlegungen zugetragen werden und die Linken ebenso wie die Ratsgruppe GUT und die Freien Wähler schon lange eine Öffnung des Kalkbergs für die Öffentlichkeit fordern, könnte hieraus eine ganz neue, positive Dynamik entstehen, in der das Bauwerk nicht mehr als Mahnmal für Klüngel, Anmaßung und Ignoranz steht, sondern zu einem begeisternden Ort wird!
Wer schon mal auf dem Kalkberg war, weiß, welche Kraft dieser Ort hat! Nach einer Ortsbesichtigung mit Stadtdirektor Keller, K2A2 und Vertretern der BI Kalkberg vor einigen Monaten dachten wir spontan an eine Sport- und Kletterhalle im Hangar sowie ein Kaffee und Tagungsräume im Nebengebäude, dazu Beachvolleyball auf der Fläche der abgeräumten Kuppe an der Ostseite des Hangars und eine Aussichtsterrasse auf den kreisrunden Landeflächen im Westen, das alles mit dem fantastischen Rundumblick!
Wie gesagt: Das war nur eine spontane Idee! Auch der Vorschlag der Grünen, den Ort für eine kulturelle Nutzung zu öffnen, weckt die Fantasie und wir hoffen und gehen davon aus, dass noch so manche Idee auftauchen wird! Uns als Bürgerinitiative freut besonders, dass damit die Tür zu einem Prozess (der Öffnung des Ortes) wieder aufgestoßen wird, den wir vor Jahren angestoßen hatten und der mit der Umzäunung der Baustelle beendet wurde (siehe hierzu die unten stehenden links). Angesichts der Tatsache, dass niemand mit Gewissheit sagen kann, wie lange die Bauten standsicher sein werden, müssten sich die zusätzlichen Investitionen in Gebäude allerdings in Grenzen halten. Wir halten einen Investitionshorizont von 5 bis 7 Jahren mit Verlängerungsoption für realistisch.
Auch wenn momentan schwer vorstellbar ist, dass noch jemand ernsthaft an der Hubschrauberstation auf dem Kalkberg festhalten möchte (außer einem Stadtdirektor, der sich die Mühen eines neuen Genehmigungsverfahrens sowie einer Feuerwehr, die sich die Schmach einer endgültigen Aufgabe des Projekts gerne ersparen würden), haben wir die schwerwiegendsten Argumente gegen den Kalkberg als Standort einer Hubschrauberstation im angefügten PDF nochmals zusammen getragen.
Angesichts der offensichtlichen Gefahren und Beeinträchtigungen, die von einem Hubschrauberflughafen auf dem Kalkberg ausgingen auf der einen, und der Aussicht auf einen wirklich grandiosen Ort für die Allgemeinheit auf der anderen Seite, fordern wir die Politik, die Verwaltung und die ganze Stadtgesellschaft auf, daran mitzuwirken, das Ruder herumzureißen und aus dem Kalkberg einen Ort zumachen, der in die Zukunft weist: Einen Ort, der, im wörtlichen wie im Übertragenen Sinne, für Weitblick, Teilhabe und (Umwelt)Gerechtigkeit steht. Und, ja, auch für Einsicht ;-)
Mit herzlichen Grüßen
Hier die Links zur Aktivierung des Kalkbergs als öffentlicher Ort durch die BI Kalkberg aus den Jahren 2011 bis 2015:
http://kalkberg.brauchbarkeit.de/?page_id=467
http://kalkberg.brauchbarkeit.de/?page_id=615
http://kalkberg.brauchbarkeit.de/?page_id=11
http://kalkberg.brauchbarkeit.de/?p=965
http://kalkberg.brauchbarkeit.de/?p=810
http://kalkberg.brauchbarkeit.de/?p=1057
https://vimeo.com/117968240
Die komplette Kalkbergstory bis 2018 ist hier nachzulesen (zusammengetragen von Werner Keil vom Bündnis Köln Mitgestalten):
https://www.koelnmitgestalten.de/wp-content/uploads/2017/11/Themenbriefe-Buergerbeteiligung-Teil-E.pdf
Eindrücke von der letzten Kalkbergdemo zeigt dieses Video:
https://youtu.be/wWFrK8H3ZuI
Und zuletzt noch das oben zitierte Wahlprogramm der Kölner Grünen für die Kommunalwahl 2020:
https://www.gruenekoeln.de/fileadmin/Kommunalwahl/Finales_KWP_V1.pdf