Büro für Städtereisen

Beitragsbild: Bauernparadies auf Meeresgrund - Das modernistische Erbe eines agrarischen Utopia
Führung

Bauernparadies auf Meeresgrund – Das modernistische Erbe eines agrarischen Utopia

Das dem Meer abgerungene „Nieuwe Land“ ist ein immer wiederkehrendes Motiv in der Siedlungsgeschichte der Niederlande: So wie die Dörfer und Städte wird auch das neue Land, auf dem sie errichtet werden, entworfen, geplant, gebaut. An kaum einem Ort ist dies sichtbarer als im Noordoostpolder, einem in den 1930er und 1940er Jahren trockengelegten Abschnitt der Zuidersee. Es ist eine Landschaft wie aus dem Lehrbuch des städtebaulichen Entwerfens: ein Raster aus Bauernhöfen, Landarbeiterstellen, Feldern und Wegen; in der Mitte des Polders die neue Stadt Emmeloord, umringt von zehn Dörfern, die im gleichen Abstand zueinander errichtet wurden. International bekannt geworden ist vor allem das modernistische Modelldorf Nagele, das in den 1950er Jahren von einer Architektengruppe um Cornelis van Eesteren, Aldo van Eyck und Gerrit Rietveld („de Acht“) geplant wurde und in dem sich viele Leitideen und Gestaltungsprinzipien der CIAM wieder finden.

Nicht nur eine Muster-Landschaft entstand seinerzeit, sondern auch eine „Muster-Gesellschaft“: Die Dorfgemeinschaften waren ein Gesellschaftsentwurf, denn die Bewohnerschaft wurde nach klar formulierten Kriterien und Funktionen ausgewählt.

Die ökonomische und gesellschaftliche Entwicklung des Polders ist jedoch nicht in den 1950er Jahren stehen geblieben: Nach wie vor ist die Landwirtschaft ein bedeutender Wirtschaftsfaktor, aber die agrarische Gesellschaft, für die diese Landschaft entworfen und ausgestattet wurde, existiert nicht mehr. Damit stellen sich Fragen, die mit dem bloßen Rückgriff auf den heroischen „Poldergeist“ nicht zu beantworten sein werden: Ist das rationalistische Bauernparadies für neue Lebensentwürfe adaptierbar? Bilden sich neue Milieus und Communities aus? Was geschieht mit den Dorfkirchen, den Landarbeiterstellen, den Scheunen aus Beton und Glasbausteinen? Wie können die Eigenarten der Landschaft bewahrt werden, ohne dass der Polder zum Weltkulturerbe werden muss?

Datum: 10. und 11.9.2011

Start: Steenwijk, Stationplein (10. September, 12:30 Uhr)

Ziel: Kampen, Stationplein (11. September, 17:30 Uhr)

Veranstalter: LEGENDA – Gesellschaft für explorative Landeskunde e.V.

Teilnahmegebühr: 250,00 €
(inkl. Übernachtung / Frühstück in Mehrbettunterkünften auf Bauernhof, Lunch und Abendessen)

Teilnehmerzahl: max. 20
(die Plätze werden nach Eingang der Anmeldungen vergeben)

Verbindliche Anmeldung bei:
Hans Jungerius (Programmleitung): hansnl@hansjungerius.nl

Zur Einstimmung: „Nagele – Leben im Rechteck“

Die Exkursion zum Noordoostpolder ist die zweite Veranstaltung im Rahmen des Programmschwerpunkts „Alte und neue Dörflichkeit“ des gemeinnützigen Vereins LEGENDA, der im Jahr 2010 u.a. von Dirk E. Haas (Essen), Hans Jungerius (Arnhem), Boris Sieverts (Köln), Mustafa Tazeoglu (Duisburg) und Hans Venhuizen (Rotterdam) gegründet wurde.

Bauernparadies auf Meeresgrund (Exkursion)