Sehr geehrter Herr Henze,
ich wollte mich nochmal für Ihre Moderation am Mittwoch bedanken, die mir im Großen und Ganzen gut gefallen hat.
In einem Punkt hatte Herr Hilterhaus, der sie anschließend angesprochen hat, aber doch recht: Ihr Appell „nach vorne zu schauen“ statt Vergangenheitsbewältigung zu betreiben, war nur bedingt zielführend. Skandale liegen immer in der Vergangenheit und doch würde niemand bestreiten, dass aus ihrer Aufarbeitung Handlungsempfehlungen zu ziehen sind.
Der Appell „die Vergangenheit ruhen zu lassen“ und „nach vorne zu schauen“ spielt der bisher verfolgten Strategie der Projektverantwortlichen für die Hubschrauberstation deshalb durchaus in die Karten – auch wenn das gewiss nicht Ihre Absicht war. Im Grunde genommen haben die Feuerwehr und der Stadtdirektor genau das nämlich die ganze Zeit betrieben: Skandalöse Fakten geschaffen und dann an die Politik appelliert „nach vorne zu schauen“. „Vergangenheitsbewältigung“ wie z.B. die Diskussion der Ignorierung von Warnhinweisen, einer fragwürdigen Informationspolitik und der Nichtbeachtung von politischen Aufträgen sind dabei stets mit einem Schulterzucken abgetan worden. Die Tatsache, dass im Rat und in den Ausschüssen stets auf der Grundlage von Beschlussvorlagen diskutiert wird, hat Ihnen (den Projektverantwortlichen) dabei in die Hände gespielt, denn Beschlussvorlagen sind meistens handlungsorientiert. Die Frage nach der politischen und gesellschaftlichen Legitimation von Handlungszusammenhängen kommt dabei häufig zu kurz, weil diese in Einzelhandlungen aufgelöst werden (Dringlichkeitsmaßnahmen sind so gesehen nur ein besonders deutliches Beispiel für diese Mechanik des „was ist als nächstes zu tun“). Es ist aber gerade der Handlungszusammenhang, der das Einordnen und die Beurteilung von Einzelhandlungen erst möglich macht und das gilt durchaus auch für noch anstehende Handlungen.
Mit besten Grüßen und nochmals herzlichem Dank für Ihr aufrichtiges Bemühen um einen offenen Austausch von Argumenten.